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Sternenkind

Wenn Menschen sterben, sterben oftmals auch ihre Träume und Pläne mit ihnen. Oder die Träume und Pläne, die wir mit dem verstorbenen Menschen hatten. Mich befasst der Tod seit einigen Jahren. Manchmal fühlt es sich an wie ein exklusiver Club an Menschen, die bereits jemanden vor seiner Zeit verloren hat. Ein Club, in dem aber niemand sein will. Doch wie schwer und herzzerreissend es auch ist, einen geliebten Menschen (oder auch ein geliebtes Tier) zu verlieren, der Tod hat eben auch etwas Schönes an sich. Etwas schrecklich Schönes. Er ist die einzige Gewissenheit in unserem Leben. Wir werden geboren und wir sterben. Punkt.

Doch leider findet sich das Thema Tod bei uns vor verschlossener Türe wieder. Darüber wollen wir nicht sprechen, weil es eben verdammt schmerzt. Weil es Angst macht und wir lieber nicht darüber nachdenken wollen. Dieser Blog ist durch den Tod einer meiner engsten Freundinnen entstanden. Anfangs war er mit ein Weg, um ihren plötzlichen Tod zu verarbeiten und mich in einem neuen Leben ohne sie zurechtzufinden. Hier kannst du darüber nachlesen. Und auch wenn einige Jahre seit ihrem Weggehen vergangen sind und ich Bücher über sie und mein Leben seitdem füllen könnte, so werden die Wellen der Trauer eben auch kleiner. Sie verklingen nie, aber ihre Intensität nimmt ab. Nichtsdestotrotz finde ich es wichtig, dass wir über den Tod und diejenigen sprechen, die nicht mehr hier in unserer Welt sind und darum habe ich meine gute Freundin, Daniela, gefragt, ob sie bereit wäre über ihre Erfahrung mit dem Tod zu schreiben. Sie hat vor kurzem ihr Sternenkind Finian auf die Welt gebracht und teilt im Folgenden ihr Erlebnis mit uns. Das braucht Mut und ich danke dir von Herzen, liebe Daniela!


 

Mein Sternenkind

verfasst von Daniela Marti


Der Fuss eines Sternenkindes in den Händen seiner Mutter.

Dein Papa und ich hatten uns so gefreut, als wir erfahren haben, dass ich schwanger bin und du in meinem Bauch bist. Wir waren ganz aufgeregt und waren so dankbar, dass wir Eltern werden durften! Bei jeder Ultraschalluntersuchung waren wir fasziniert und so gerührt, als wir dich, dieses zauberhafte kleine Wesen, auf dem Bildschirm bewundern durften. Jedes einzelne Mal sahst du so herzig aus und hast dich schon ab der 12. Woche viel bewegt. Wir konnten unser Glück kaum fassen und konnten es nicht erwarten, dich kennenzulernen und in die Arme zu schliessen. In der 20. Schwangerschaftswoche durften wir erfahren, dass du ein Junge bist und wir nannten dich Finian. Dein Name bedeutet "der kleine Blonde" oder "der Helle", aber wir wählten den Namen hauptsächlich deswegen, weil er aus Irland stammt und wir das Land lieben. Leider mussten wir in dieser 20. Schwangerschaftswoche aber noch etwas anderes als nur dein Geschlecht erfahren.

Wie wir zu Beginn der Schwangerschaft unser Glück nicht fassen konnten, konnten wir nun kaum glauben, was die Ärztin uns während des Ultraschalls mitteilte: Sie hatte Veränderungen an verschiedenen deiner kleinen Organe gefunden, die so nicht sein sollten und sie sagte uns, dass du wahrscheinlich schwer krank bist. Dieser Verdacht bestätigte sich leider und nur zwei Wochen später mussten wir uns von dir verabschieden. Es war für dich wohl nicht vorgesehen, bei uns auf der Erde zu bleiben. Der Tag, an dem du zur Welt kamst, war für uns gleichzeitig der schönste und der schmerzvollste Tag unseres bisherigen Lebens. Es war einfach wundervoll und unbeschreiblich, dich zu sehen und in unsere Arme nehmen zu können. Wir durften erfahren, wie sich die Liebe zu unserem eigenen Kind, zu dir, lieber Finian, anfühlt. Allerdings spürte ich auch mein Herz brechen, weil du nicht am Leben warst und wir dich nie würden aufwachsen sehen. Wir werden dich nie lachen oder weinen sehen, werden nie hören, wie du Mama oder Papa sagst, nie mit dir spielen, schwimmen, Musik hören oder verreisen. Auf jeden Fall wirst du nicht körperlich dabei sein können.

Jetzt, fünf Monate nach deiner Geburt, habe ich gemerkt, dass die Liebe stärker ist als die Trauer. Beide werden für immer da sein und sich immer mal wieder abwechseln. Was bleibt, und da bin ich mir ganz sicher, ist die Dankbarkeit für die kurze Zeit, die wir mit dir verbringen durften und weiterhin verbringen dürfen, denn ich spüre ganz stark, dass du auf irgendeine Weise immer noch bei uns bist. Das ist wunderschön und ich freue mich auf jeden kommenden Tag, an dem ich deine Seele spüren und auf diese Weise Dinge mit dir erleben darf. Wir werden dich immer lieben und du wirst für immer unser erstes Baby und unser herziger Finibub bleiben. Danke, dass du uns als deine Eltern ausgesucht hast!



1) Ein Ort, an dem ich mich dir sehr verbunden fühle.

2) Diesen Platz haben wir in unserer Wohnung für dich eingerichtet.


Mehr über Daniela und ihre Geschichte findest du auf ihrem Instagram-Account bipolar.music.lover.



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Ich bin auch Yoga Lehrerin und führe Rituale und Retreats in der Natur durch. Vielleicht sehen wir uns mal auf der Matte?

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