Worte an einen Baum
Du gibst mir Halt, wenn ich im Strom meiner Tränen versinke.
Du hältst mich fest, wenn meine seelischen Narben tief aufklaffen.
Du wärmst mich, wenn sich die Kälte in meinem Innern breit macht.
Und du hüllst mich ein und flüsterst mir Vogellieder und Astgedichte ins Ohr:
"Du bist sicher hier. Du bist beschützt, mein Kind."
Wenn ich durch die verschneite Landschaft wandere, erwacht etwas in mir. Ich stehe im Wald und bin verzaubert. Denn im Schnee funkeln die Kristall-Partikel und es ist, als ob ihre einzige Aufgabe darin bestünde, mich zu entzücken. Minutenlang glitzern sie in der Luft, wenn Schnee vom Ast einer Fichte fällt. In der Ferne rauscht der Bach, ganz lebendig, obwohl er mit Kristallweiss bedeckt ist.
Es ist das kleine Kind, das früher an die Magie der Delfine geglaubt und stundenlang Feen gezeichnet hat, das in mir erwacht und ich merke, dass es eigentlich gar nie weg war. Ich habe es nur im Prozess des Erwachsenwerdens vernachlässigt, ja vielleicht sogar vergessen. Aber jetzt ist es wieder da. Ich spüre es jedes Mal, wenn ich die Schneeschuhe anschnalle und loslaufe. Es atmet laut, beklagt sich bei zu viel Anstrengung, redet mit sich selber, jauchzt durchs Tal und weint, weil es Angst hat oder traurig ist. Aber dann führt es mich zu einem Baum und ich setze mich an seinen Stamm und falle in seine Arme.
Ich frage mich, ob vielleicht Generationen vor mir meine Urgrossmutter oder jemand anderes aus meiner Familie auch an diesem Baum gelehnt hat und ob vielleicht ein Teil von ihnen diese Umgebung immer noch beseelt und ich das nun als etwas Tröstendes spüre?
Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, der Gedanke gefällt mir aber. Jeder Baum könnte das Heim eines meiner Ahnen sein und wenn ich bei einem meiner Spaziergänge zwischen ihnen herumstreifte und mich ein Blatt berührte, so wüsste ich, dass ich beispielsweise gerade von meiner Urururgrossmutter Maria Barbara begrüsst würde.
Ich bin froh, dass ich mein inneres Kind wieder kennenlernen darf. Es beschert mir nämlich viele schöne Augenblicke und belebt meine Kreativität. Ausserdem ist es mir eine treue Begleiterin, mit der ich eine Menge Spass, aber auch viel Tiefgang erleben darf. Sie zeigt mir den Zauber, der dieser Jahreszeit innewohnt und ich, das Sommerkind, werde plötzlich auch zum Winterkind und trauere beinahe ein wenig, wenn ich den Schnee vom Dach tropfen höre.
Eigentlich wollte ich in diesem Beitrag über den Umzug und das Ankommen schreiben, denn es folgt ein neues Filmchen darüber, aber die obigen Worte und Gefühle wollten allem Anschein nach heute geschrieben werden und momentan hat mein inneres Kind das Zepter in der Hand. Doch nun möchte ich mit euch die Zeit ein wenig zurückspulen, denn ich habe wieder an einer kleinen Videogeschichte gearbeitet, die euch einen Einblick in meinen Umzug und mein neues Zuhause geben soll. Viel Freude damit! =)
Lustige Geschichte: Das Sofa, das meine Schwester im Film in den Van lädt, gehört gar nicht mir und ich bemerkte es erst beim Ausladen. Wir konnten uns am Umzugstag beim besten Willen nicht daran erinnern, wer es einlud oder woher es stammt und ich hatte ob dieses Rätsels beinahe schlaflose Nächte. Für meinen Film habe ich erst neulich mein Filmmaterial gesichtet und herausgefunden, dass ich doch tatsächlich genau die Szene gefilmt habe, in der das fremde Sofa verladen wird. Wie dem auch sei, es steht nun im Stall und falls jemand diese Teile einer Couch sucht, melde dich bei mir! ;-)