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Bei den Schildkröten

Aufgrund eines aktuellen Projektes, von dem ich noch nicht zu viel verraten möchte, schwelge ich gerade in Erinnerungen. Vor beinahe drei Jahren habe ich sechs Wochen in Griechenland bei den Meeresschildkröten verbracht. Diese Reise war mein Weg, um die schwierigste Zeit meines Lebens zu heilen. Ein paar Monate zuvor starb Aline, eine meiner besten Freundinnen, und mit ihr ging auch das Leben, das ich bis anhin kannte. Meine Welt zerbrach in tausend Stücke und es war, als ob auch ein Teil von mir gestorben war. Es folgte eine Zeit voll Schmerz, unfassbarer Trauer und vor allem Überforderung. Ich musste mich neu orientieren, meine Umlaufbahn neu ausrichten, aber es gelang mir nicht in meinem Alltag. Und so machte ich mich auf nach Griechenland, um mir einen lang ersehnten Traum zu erfüllen, um zu heilen und mich selbst wieder zu finden.

Ich verbrachte zuerst eine Woche in den Bergen auf einem Yogaretreat, bevor ich vier Wochen als Freiwilligenhelferin bei einer Meeresschildkröten-Organisation arbeitete.

Während ich diese Zeilen schreibe, kann ich wieder den Pinienwald riechen, die Sonne (und den Schweiss) auf meiner Haut spüren und die kleinen Schildkröten in meiner Hand zappeln sehen. Diese Reise hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und ich möchte sie hier gerne nochmals aufleben lassen. Nicht nur hat sie mir das Leben gerettet, sondern mir auch die Liebe fürs Schreiben geschenkt. Über eine App berichtete ich damals von meinem Schildkröten-Abenteuer. In einer kleinen Sommer-Schildkröten-Serie werde ich dich über die nächsten Wochen mitnehmen auf diese Reise und meine ersten Blog-Beiträge und jeweils ein paar Gedanken dazu hier mit dir teilen. Ich hoffe, dir mit dieser Serie nicht nur meine eigene Geschichte ein wenig näher zu bringen, sondern auch die der Schildkröten Griechenlands. Viel Spass wünsche ich dir dabei! =)




Ankommen

Die erste Nacht im Schildkröten-Camp war schwierig und wieder so ganz anders als erwartet. Diesmal fiel mir das Ankommen schwer, denn die letzte Woche im Yogaretreat war beinahe schon magisch. Am Samstag Abend wurde ich von meinen neuen Yogafreunden nach einem letzten Abendessen ins Schildkröten-Camp im Westen des Peloponnes gefahren. Der Abschied fiel tränenreich aus und mit blutendem Herzen liess ich dieses erste Kapitel meiner Reise hinter mir. Erwartet wurde ich von der Hitze, den Insekten, vielen sehr jungen Menschen und einem Zelt, dass so klein ist im Gegensatz zum Luxuszelt, das ich im Retreat bewohnen durfte. Es war laut im Camp, niemand schien sich für mich zu interessieren und am liebsten hätte ich sogleich wieder Kehrt gemacht. Stattdessen habe ich mich erstmal in meinem Zelt verkrochen, wie eine Schildkröte in ihren Panzer.

Nach zwei Tagen habe ich mich zwar noch nicht endgültig eingelebt, aber es kommt langsam. Ich durfte bereits ganz tolle Sachen erleben. Mein neues Zuhause liegt hinter einer Düne, die von einem Pinienwald überzogen ist. Ich habe ein ruhiges Plätzchen zum Meditieren und Sonnenuntergang-Schauen gefunden. Überall riecht es nach Pinien und ich kann mich unerwarteterweise vegan ernähren. Und heute, heute stand ich um fünf Uhr auf, wurde an einen von Menschen unberührten Strand gefahren und habe ihn nach neuen Nestern und geschlüpften Schildkröten abgesucht. Obwohl ich das langen Laufen im Sand noch überhaupt nicht gewohnt bin, war meine erste Morgenschicht ganz toll. Denn voller Ehrfurcht durfte ich ein Nest, das zu nahe am Wasser gelegt wurde, ausgraben und an einen sichereren Ort versetzen. Die Schildkröten-Organisation hat die Devise so wenig wie möglich in die natürlichen Prozesse einzugreifen. Bei diesem Nest war unsere Hilfe nötig, denn der nächste höhere Wellengang hätte es gleich wieder weggespült und damit die Überlebenschance der Eier zerstört.

Die Mamaschildkröte kehrt nach 20 Jahren wieder an den Ort ihrer Geburt zurück, um dort ihre bis zu 100 Eier zu legen. In meinem Nest waren es 76 pingponggrosse Eier, die noch warm waren. Sie fühlen sich ganz weich an und ich kann nicht glauben, dass von diesen vielleicht nicht einmal eine einzige Schildkröte überleben wird. Denn nur eine von tausend erreicht das Erwachsenenalter.

Ich bin ganz erpicht darauf, mehr über diese unglaublichen Tiere zu erfahren und genau deswegen bin ich hier.



  1. Sonnenuntergang von "meiner" Düne

  2. Spur einer Mamaschildkröte

  3. Spuren von geschlüpften Schildkröten Babies

  4. Mein Zuhause für die nächsten vier Wochen, das "Space-Zelt" =)

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